(c) Anja Mutschler, 2021
Zugfahren, das war: Beide Hände frei, während man, nicht zu schnell und nicht zu langsam, der neuen Gegenwart entgegengondelt.
Fährt man lange, sieht man das Wetter.
Fährt man sehr lange, sieht man die Jahreszeiten.
„Oh, schau, hier blüht es schon /// noch.“
Man konnte keine Tankstelle verpassen; kein Fahrrad überholt einen von rechts, manchmal gabs sogar was leckeres im Bordrestaurant, und wenn man keine Lust auf eine Verabredung hatte, sagte man: „sorry, Verspätung!“. Glaubte einem jeder. Der Zug war der freundliche Begleiter der Postmoderne,
anything goes, and anywhere.
Man übte sich in zivilisatorischer Toleranz, die Banane links, der Gameboy rechts und natürlich DER SCHNARCHER, das waren die kleinen Reiseaufreger, die man erzählte, während man heiter seine zerknitterte Blusen auf den Bügel hing.
Ich etwa habe mich umgesehen, Gedichte geschrieben und (bisweilen) gearbeitet.
Jetzt haben wir Klimawandel
und
Pandemie.
Man soll Zug fahren wollen, will es aber gar nicht.
Weiterlesen