Den trauernden
Seelen ein Ständchen
voller Licht
Die See schlägt
Purzelbäume und
verschlingt den Ton
Barmherziger Seelenkreisel
ächzt nach Erlösung
und findet doch nur
— sich selbst.
(c) Anja Mutschler, geschrieben im Frühjahr 2019
Selbsterklärend. Oder?
Den trauernden
Seelen ein Ständchen
voller Licht
Die See schlägt
Purzelbäume und
verschlingt den Ton
Barmherziger Seelenkreisel
ächzt nach Erlösung
und findet doch nur
— sich selbst.
(c) Anja Mutschler, geschrieben im Frühjahr 2019
Rennen wollen, aber nicht wissen wohin. Ausschalten wollen, aber nicht wissen, was sonst einschalten. Reden wollen, aber nicht wissen, worüber noch. Lesen wollen, aber nicht wissen, wie man die Gedanken einfängt. Schlafen wollen.
Helfen wollen, aber nicht wissen, wie.
(c) Anja Mutschler, 13.3.2022
Bild: Michael Mutschler, 2015, „Ein letztes Leben“, Acryl auf Leinwand
(c) Anja Mutschler, 2021
Fetzen
2. UG, Flur hinten links, da liegt die
Erinnerung in zugeklebten Laden, von A bis
L nur
der Rest ging verloren und schwebt als Staubpartikel
im nördlichen Flügel ich kann sie
riechen
obwohl sie gar nicht mir gehört.
******
Treppenhaus
Hier links, dann rechts und nochmal gerade
aus ich stehe vor dem Pasternoster er fällt
hinein in seine eigene Vergangenheit nur ein Seil
hält
mich ab, mit hinein zu stürzen auf halber Treppe
stehengeblieben ich eile wieder hinauf, habe aber
vergessen
wo links ist und wo rechts und
kein Mensch weiß, wohin, sie sehen so alt aus
wie die abgeschabten Wände an denen Fenster kleben
die mein Auge hinaus, aber nicht in die Gegenwart führen
Fassade von damals
Staublunge von damals
steht
Nur ich, heute, falle hinab ohne über Los zu gehen.
Der Pasternoster fährt wieder.
****
Badewanne
Dunkles Baden, die Leuchte haucht den letzten Atem
energie-ungewendeten Lichts
kein Schaum bleibt stehen auf gesprungenen Fliesen
die Keramik verrät nicht ob jemand einst
unterging
oder wieder ertrinken wird im Schall des ablaufenden Wassers.
****
Staub
Ordentlich gestapelter Staub als Zollstock der Erinnerungen die zu haben
ich habe
obwohl ich nicht dabei war bohrt die gewienerte Überwachungsübereinkunft sich
in meinen rechten Zeigefinger und
wandert von dort in mein Herz, in dem
unbeobachtet
die Freiheit der Menschheit
erdolcht wurde, vor vielen Jahrtausenden
und doch ist der Schmerz immer neu.
****
___ Schlaf, ichlein, schlaf (tic, toc 2:31 Uhr)____
Söhne solln ambulant buhln
Buhl_, Sohn, Ambrosia
Ampelbulimie
Sonar am Busn
Bambusjulia
Bimbamboul_
Lust am Bo_s_n
Sna/mbuli_r_n
Lumba, bumba, ufftata
Blusnsohn
Boulatti oder Bu, Latt_
___ Mutta hüt die Schab‘ (ha ha, 2:46 Uhr)____
So n_ Ambulanz
Barsoda fu_r Barbara
Blumbuli_
Lisa an Simb/pl
Simpl about sun
but son oh sun
___ While Father is KILLING the tree (***, 2:59 Uhr) ____
Son ambi_nt_
Sohn ist ambival_nt
S für ein U
Sound of Blue
Blousson pour lui
Eeeeeeeeeee
___
Le jus du fleur *
Il m’entrâine dans la baie de la mort heureuse**
____ Les rêves se sont reveillés – et, voilà, finalement le fin avec un E!(…., 3:14 Uhr)*** ____
*[lit.: der Ambrosiensaft]
**[dringt in mich ein in der Bucht des glücklichen Todes]
*** [Die Träume sind erwacht – und, voilà, endlich das Ende – mit E!]
Während mein Artikel dem neuerdings unpopulären Fleisch gleich abhängt, vulgo: ausblutet (und dabei von der Wirklichkeit überholt wird), ein paar Empfehlungen von meinem Zettelberg: „Die Freiheit ist unberechenbar, es gibt keine Garantien, und man muss auch noch alles selber machen. Ein mieser Service.“ Keine Twitterperle. Ein Zitat. Gefunden in Grenzbereiche in der Januar-Ausgabe von brand eins. Geschrieben von Wolf Lotter. Der Artikel kam dem Stil des ZEIT-Heftes zum Fehlermachen in Witz und Erkenntnis recht nah. Wer das Magazin von Dezember 2010 nicht hat, kann auf Zeit Online wenigstens ein paar Perlen nachlesen. Wobei die hohe Kunst des Blattmachens, die Olga Mannheimer und Gil Bachrach da an den Tag legten, unbedingt in Print zu genießen ist.
Überhaupt: Ist es möglich, dass Print kaufen nicht mehr nur bedeutet, verspätet Online-Nachrichten zu ergattern? Sondern Detailliebe, Freiräume, graphisch und redaktionell nachhaltige Konzepte? Querköpfiges gar? Das wär was. Einige Anzeichen sprechen dafür (allesamt gedruckt). Liste ich beizeiten mal auf.
Dafür beginne ich genau jetzt, bar jeder Vollständigkeit, mit der Rubrik Sprachakrobaten, Querkopfschreiber. Heute: ++ Jochen Schmidt – QKS auch: Querkopfredner. Ein Favorit: Zehn Minuten Zeit. Auf Voland & Quist findet ihr noch mehr – zu lesen, hören oder kaufen. Oder gleich auf die Homepage des Autors gehen. Dafür sollte man sich unbedingt mehr als zehn Minuten Zeit nehmen, denn eine seiner Spezialitäten ist das Lesen von Klassikern. Proust, jetzt Luhmann. Lakonisch, meisterhaft, Berlin. ++ Lars Ruppel – Querkopfredner mit telegener Ausstrahlung. So schnell war Lyrik nie! Bread Pitt ist ebenso unvergessen wie der Wal. Als Slammer ein Live-Artist. Unglaublich jung. Unglaublich charismatisch. Irgendwo bei mir steht auch die Larubel-Trilogie von ihm im Regal. Irgendwo, da, ja, bei Eichendorff, neben Goethe, da muss es sein … Mitlachen hört ihr mich übrigens hier: Der Traum der Raupe (Leipziger Buchmesse 2010) ++ Die Missfits. Leider 2005 von der Bühne runter. Schade, oder? Trostweise Feminispräch oder Schweine (ha!) +++ Habe übrigens spaßeshalber mal Querdenkerin, Autorin gegoogelt. Der erste Treffer war ein Mann. ++
(c) Anja Mutschler